Diese Liste indischer Fürstenstaaten gibt die bedeutenderen Staatsgebilde wieder, die zur Zeit der britischen Kolonialherrschaft auf dem Subkontinent (ohne Burma) bestanden. Als „bedeutend“ gelten hierbei diejenigen, deren Herrscher das Recht auf Salutschüsse zugestanden bekommen hatten. Flächenmäßig können sie sehr klein sein. Münzregal und Posthoheit werden erwähnt, da sie ein wichtiges Merkmal von Souveränität darstellen. Insgesamt geht man von 565 Staaten aus, die zum 15. August 1947, dem indisch-pakistanischen Unabhängigkeitstag, bestanden. Das „diplomatische Jahrbuch“ sprach in den 1920ern von 617. Etwa 400 von diesen waren kleiner als 50 km². Besonders auf der Kathiawar-Halbinsel (Bombay) gab es Ländchen, die noch kleiner waren als die deutschen Duodez-Fürstentümer. Das Kriterium des Saluts führt dazu, dass einige flächenmäßig große Staaten, wie zum Beispiel Bastar, das größer als Belgien war, in der Liste nicht aufgeführt sind. Afghanistan und Bhutan waren formal keine indischen Fürstenstaaten, sondern Protektorate von Britisch-Indien. Sie sind daher nicht in der Liste aufgeführt.

Es ist zu beachten, dass noch im 19. Jahrhundert etliche wichtigere Staaten (u. a. Arcot, Assam, Oudh (Awadh), Coorg, mehrere Marathen-Staaten, Punjab, Utkala) in den Provinzen Britisch-Indiens, das seine größte Ausdehnung erst unter George Curzon erreichte, aufgingen. Besonders im Nordwesten und Nordosten hielten die Eroberungen bis 1907 an. Die Gesamtfläche der Fürstenstaaten (princely states) betrug knapp 40 %, ihr Anteil an der Bevölkerung und Wirtschaftskraft war geringer. Kontrolliert wurden die Fürsten durch Residencies und Agencies. Etwa 300 kleinere Staaten hatten nicht das Recht der höheren Gerichtsbarkeit und in den meisten Fällen auch keine Verträge, die ihr Verhältnis zur Kolonialmacht regelten. 121 Fürstenstaaten, davon 20 muslimische, galten als „salute states“ deren Herrscher das Recht auf 21 (5 Staaten), 19 (6 Staaten). 17 (13 Staaten), 15 (17 Staaten), 13 (16 Staaten), 11 (32 Staaten) oder 9 (32 Staaten, davon 3 in Burma) Schuss Salut beanspruchen konnte. Die weit überwiegende Zahl der Fürsten bildeten „non-salute states“. Das protokollarische Detail des dem Herrscher zustehenden Saluts diente der britischen Kolonialverwaltung als roter Faden, um die schier unübersichtliche Schar der indischen Fürsten in ihrer Beziehung zu Großbritannien zu ordnen. Die 118 „salute-states“ (ohne Burma) sind daher nach diesen 7 Klassen tabellarisch aufgeführt.

Das Verhältnis der Staaten zur britischen Krone war geregelt im Interpretation Act 1889 und in gewisser Weise im Royal Titles Act 1876. Die vertraglich festgelegten Rechte und Tributpflichten der Herrscher wurden üblicherweise bei Inthronisation eines neuen Herrschers im Sendschreiben (sanad) des Vizekönigs wiederholt. Die Rajas von 109 salutfähigen Staaten (Stand 1932) hatten ab 1921 einen Sitz in der Kammer der Fürsten inne. Die muslimischen Fürstentümer Kalat (19-gun salute) und Chitral (11-gun salute) sowie sieben weitere Staaten erhielten keinen Sitz in der Kammer. Außerdem wurden 12 Mitglieder von 127 kleineren Fürsten gewählt.

21-gun salute (Staaten mit dem Anrecht auf 21 Schuss Salut)

19-gun salute (Staaten mit dem Anrecht auf 19 Schuss Salut)

17-gun salute (Staaten mit dem Anrecht auf 17 Schuss Salut)

15-gun salute (Staaten mit dem Anrecht auf 15 Schuss Salut)

13-gun salute (Staaten mit dem Anrecht auf 13 Schuss Salut)

11-gun salute (Staaten mit dem Anrecht auf 11 Schuss Salut)

9-gun salute (Staaten mit dem Anrecht auf 9 Schuss Salut)

Sonstige Salutberechtigte

  • Der Aga Khan, als Oberhaupt der ismaelitischen Muslime: 11

Einigen Häuptern von Dynastien, deren Länder Teil Britisch-Indiens geworden waren, die sogenannten political pensioners, erhielten das Recht auf persönlichen Salut vor Ort:

  • Nawab von Murshidabad, vormals Herrscher über Groß-Bengalen, etwa das heutige Bangladesch, Bihar, Orissa und West-Bengalen: 19
  • Nawab von Arkot, bis der Staat als Fürstentum wiederentstand
  • Zamindar von Manyam (Französisch-Indien): 4

Vom pakistanischen Präsidenten Muhammed Ayub Khan wurde 1966 folgenden Herrschern Salut zugestanden:

  • Mir von Hunza (15 Schuss)
  • Wali von Swat (15 Schuss)
  • Mehtar von Chitral (11 Schuss)

Im Hadramaut (Südarabien) die Herrscher:

  • Sultanat von Shihr und Mukalla (11 Schuss seit 1903)
  • Der „Kathiri-Staat von Sai'ūn“

Die Herrscher von fünf der sieben Scheichtümer des Trucial Oman auf der Arabischen Halbinsel, die bis 1937 administrativ als Teil der Bombay Presidency, dann Teil der Persian Gulf Residency verwaltet wurden, hatten das Recht auf drei Schuss Salut. Die waren:

  • Adschman
  • Dubai
  • Ra’s al-Chaima
  • Schardscha
  • Umm al-Qaiwain

Gruppierungen

Die Briten kontrollierten die Fürsten durch Residenten (für größere Staaten) und Agenturen (Agencies), für Gruppen kleinerer Staaten. Die jeweiligen britischen „Berater“ hatten im Zweifelsfall das letzte Wort und zögerten auch nicht, zu selbständig agierende Herrscher zur Raison zu bringen.

Direkt dem Vizekönig unterstanden:

  • Hyderabad
  • Mysore
  • die Gujarat and Baroda Agency. Sie wurde 1944 mit der 1924 geschaffenen Western India States Agency zur Baroda, Western India and Gujarat States Agency zusammengefasst.
  • Kaschmir und Jammu
  • Gwalior, 1921 aus der Central India Agency ausgegliedert.
  • Baluchistan Agency, bestand aus drei Staaten: Kalat (mit Makran) sowie Kharan und Las Bela.
  • Rajputana Agency (Hauptort Mt. Abu) mit 21 Ländchen war untergliedert in vier Agencies. Sie hatte ursprünglich aus 18 Staaten und 2 Domänen bestanden. (Anfangs war sie in sechs kleinere Agencies und drei Residencies unterteilt):
  • Central India Agency (seit 1854) unter einem Agent hatte 97 Länder unter sich, gegliedert in:
    • Bundelkhand Agency (bis 1931)
    • Bagelkhand Agency (1871–1931) mit: Rewa (1931 zu Indore), Maihar, Nagode, Sohawal, Jaso, Kothi, Baraunda, Paldeo, Kamta-Rajaula, Taraon, Pahra, Bhaisaunda
    • Indore Residency
    • Gwalior Residency (1886–1921)
  • Madras States, von denen es fünf gab, nämlich Banganapalle, Cochin, Pudukkottai, Sandur und Travancore. Sie hatten bis 1. Oktober 1923 dem Gouverneur von Madras unterstanden.
  • Western India States Agency 1924 gebildet aus den Kathiawar, Kutch und Palanpur Agencies. Kathiawar umfasste nur noch 134 Kleinststaaten.
  • United Deccan States: Akalkot, Aundh, Bhor, Jamkhandi, Jath, Kuraundvad Senior, Kuraundvad Junior, Miraj Senior und Junior, Mudhol, Phaltan, Ramdurg, Sangli, Savantvadi, Savanur und Wadi, sowie zwei weitere.
  • Chota Nagpur States und Orissa Tributary States wurden zur 1933 geschaffenen Eastern States Agency zusammengefasst, diese wurde 1947 zur Eastern States Union:
    • Später zu Orissa kamen die Staaten Gangpur, Bonai, Mayurbhanj (erst am 1. Januar 1949), Bamra, Keonjhar, Rairakhol, Sonpur, Athmallik, Pal Lahara, Talcher, Patna, Boudh, Dhenkanal, Hindol, Daspalla, Narasinghapur, Barhamba, Athgarh, Tigiria, Nayagarh, Ranpur und Kalahandi
    • Im Mai 1948 an Bihar: Kharsawan und Sareikella
    • Teil Madhya Pradeshs wurden Chang Bhakar, Korea, Surguja, Jashpur, Udaipur, Raigarh, Sarangarh, Kawardha, Khairagarh, Nandgaon, Kanker und Bastar.
  • United Provinces of Agra and Oudh mit drei Ländern, dabei auch die Bhopal Agency (1818–1947).
  • Punjab States Agency hatte seit 1929 13 Staaten

Cooch Behar und Tripura unterstanden ab 1922 dem Generalgouverneur, vorher waren sie von Bengalen verwaltet worden. Die North-West Frontier Agencies wurden als Stammesgebiete unter die politische Aufsicht der jeweiligen Distriktkommissare gestellt. Sikkim genoss offiziell ab 1917 vollen britischen Schutz.

Durch lokale Behörden kontrolliert wurden, vom:

  • Gouverneur von Assam: Manipur und 24 kleinere Häuptlingstümer der Khasia and Jaintia Hills.
  • Gouverneur des Punjab, vertreten durch den Distriktverwalter für Ambala: Dujana, Kalsi und Pataudi. Aus den ursprünglich 18 Shimla Hill States wurde 1901 die Punjab States Agency geschaffen, nach Vergrößerung 1936 umbenannt zur Punjab Hill States Agency.

Außer den erwähnten bestanden noch folgende Verwaltungseinheiten, die im Rahmen administrativer Neugliederungen aufgelöst oder umbenannt wurden:

  • Malwa Agency gegr. 1895: Jaora, Ratlam, Sitamau, Sailana, und Teile von Gwalior, Tonk, Indore. 1925 mit der Bhopawar Agency (größere Staaten: Bakhatgarh, Barwani, Dhar, Ali Rajpur, Jhabua, Jobat, Mathwar, Kathiwara, Ratanmal) zur Malwa and Southern States Agency vereinigt. Bald darauf wieder zur Malwa Agency umbenannt.
  • Gilgit Agency, ab 1877
  • Kathiawar Agency (bis 1924) auf der gleichnamigen Halbinsel beinhaltete 193 meist sehr kleine Staaten, von denen 14 das Recht auf eigene Rechtsprechung hatten. Die Hungerjahre 1891–1902 führten zu einem Bevölkerungsverlust von mindestens 15 %.
  • Mahi Kantha Agency (bis 1924) mit Idar, Dedhrota, Derol, Pal, Danta, Malpur, Mansa, Mohanpur, Varsora, Pethapur, Ranasan, Punadra, Khadal, Ghorasar, Katosan, Maguna, Palej, Virsoda, Ilol, Amliyara, Satlasana, Sathamba, Moyad, Vagpur u. a. 1891–1901 fiel die Bevölkerung um 41 %.
  • North-East Frontier Agency (NEFA), hieß früher North-East Frontier Tracts und bildet heute den Bundesstaat Arunachal Pradesh.
  • Zur Rewa Kantha Agency gehörten 61 meist kleine Staaten, der größte war Rajpipla.

Siehe auch

  • Französisch-Indien
  • Mogulreich
  • Postgeschichte und Briefmarken indischer Fürstenstaaten

Große Flächenstaaten, ohne Salutberechtigung:

  • Bastar
  • Las Bela
  • Afghanistan
  • Bhutan
  • Nepal

Literatur

  • Archibald Adams: The Western Rajputana States. A Medico-Topographical and General Account Of Marwar, Sirohi, Jaisalmir. Junior Army & Navy Stores, London 1899, Textarchiv – Internet Archive.
  • Directorate of the Chamber’s Special Organisation: The British Crown & the Indian States. An Outline Sketch Drawn up on Behalf of the Standing Committee of the Chamber Of Princes. King, London 1929.
  • Jagdish C. Dua: Illustrated Encyclopaedia & Who’s Who of Princely States in Indian Sub-Continent. Kaveri Books, New Delhi 2000, ISBN 81-7479-036-5.
  • The Fifth Report from the Select Committee on the affairs of the East India Company. 1812, Calcutta 1837, (Digitalisat).
  • Thomas H. Holland (Hrsg.): Provincial Geographies of India. 4 Bände. Cambridge University Press, Cambridge 1913–1923.
  • William Lee-Warner: The Native States of India; Macmillan and Co., London 1910, Textarchiv – Internet Archive.
  • Roper Lethbridge: The Golden Book of India. A Genealogical and Biographical Dictionary of the Ruling Princes, Chiefs, Nobles, and other Personages, titled or decorated of the Indian Empire. Macmillan and Co., London 1893, Textarchiv – Internet Archive.
  • Vanaja Rangaswami: The Story of Integration. A New Interpretation in the Context of the Democratic Movements in the Princely States of Mysore, Travancore and Cochin, 1900–1947. Manohar, New Delhi 1981, (Zugleich: Delhi, Universität, Dissertation, 1978: The Democratic Movement in the British Indian States of Mysore, Travancore, and Cochin, 1900–1948.).
  • John Sutherland: Sketches of the Relations Subsisting Between the British Government in India and the Different Native States. Huttmann, Calcutta 1837, Textarchiv – Internet Archive.

Quellen

Zugrundegelegt wurden für Fläche und Bevölkerung die Volkszählungsdaten 1891, weil dies der erste in der Methodik moderne war. Statistische Angaben zu den einzelnen Staaten weichen in den Quellen dennoch teilweise stark voneinander ab. Wo Zahlen für 1891 nicht vorlagen, wurde auf die Zahlen von 1901 zurückgegriffen. Die dazwischenliegende Dekade war die Zeit der größten Hungersnöte indischer Geschichte. In einzelnen Distrikten lag der Bevölkerungsverlust bei 60–70 %. Besonders im Dekkan und Westen dauerte es, bis in die 1930er Jahre bis der Stand von 1891 wieder erreicht wurde. Die Angaben für 1931/1941 stammen aus Dua (2000), der ohne Quellenangabe ein ca. 1942 erschienenes Werk nachdruckte.

Einzelnachweise


StepMap Volksstämme im unbekannten Osten Indiens Landkarte für Indien

Karte von Indien mit den Staaten Karte von Indien mit den Ländern

Fokusthemen From zero to curry

Liste der Notenbanken in Indien Wikipedia

Rajasthan, Bundesstaat Indien. Diagramm, das die Position der Region